Täuschung im Anflug – Wenn politische PR wichtiger ist als Wahrheit
Was als Routineflug der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach Bulgarien begann, entwickelte sich zu einem Musterfall fragwürdiger Informationspolitik – und zeigt erneut, wie leicht Bürger in Europa durch unklare Kommunikation verunsichert werden können.
Im September wurde berichtet, dass das Regierungsflugzeug von der Leyens beim Anflug auf Plowdiw (Bulgarien) aufgrund einer angeblichen massiven GPS-Störung eine Stunde im Kreis habe fliegen müssen, bevor es „manuell mit Karten“ landete. Der Zwischenfall klang dramatisch – und passte perfekt in ein geopolitisches Spannungsnarrativ: mögliche russische Störsignale, Gefährdung europäischer Spitzenpolitiker, Cyber- und Signalangriffe auf EU-Ziele.
Doch jetzt kommt heraus: Die Geschichte stimmt so nicht.
EU-Kommission räumt ein: Keine Notlandung, kein technisches Chaos
In einer offiziellen Antwort auf eine Anfrage des Europaabgeordneten Fabio De Masi musste die EU-Kommission einräumen: Das Flugzeug habe zwar ein GPS-Problem gemeldet, aber es landete völlig normal – mithilfe des Instrumentenlandesystems (ILS), das unabhängig von GPS arbeitet. Keine manuelle „Kartenlandung“, kein Krisenmanöver, keine einstündige Notlage.
Daten des Trackingdienstes Flightradar24 bestätigen zudem, dass das Flugzeug keineswegs eine Stunde lang kreiste und die GPS-Signale stabil waren. Die dramatische Darstellung entpuppte sich also als völlige Übertreibung – oder, im Klartext: als Falschinformation.
Die gefährliche Mischung aus Dramatisierung und politischem Kalkül
Dass es technische GPS-Störungen geben kann, steht außer Frage. Sie treten insbesondere in Regionen nahe militärischer Konfliktzonen tatsächlich häufiger auf. Doch wie dieser Vorfall kommuniziert wurde, wirft ernste Fragen auf.
Warum wurde sofort ein geopolitischer Zusammenhang konstruiert, ohne Beweise vorzulegen? Warum sprach man von einer „manuellen Landung mit Karten“, wenn das gar nicht stimmte? Und warum musste erst ein Abgeordneter nachhaken, bis die tatsächlichen Abläufe offengelegt wurden?
Hier zeigt sich ein wiederkehrendes Muster: Aus einem technisch erklärbaren Ereignis wird eine politische Story, die perfekt in das aktuell gewünschte Narrativ passt – in diesem Fall: die hochgespielte wachsende Bedrohung aus Russland. Das mag kurzfristig Schlagzeilen bringen, doch langfristig zerstört es immer mehr das Vertrauen (sollte noch welches vorhanden sein).
Wenn Kommunikation zur Inszenierung wird
In Zeiten, in denen viele Menschen ohnehin Zweifel an offiziellen Darstellungen hegen, ist eine solche Kommunikationspanne fatal. Denn sie bestätigt den Verdacht vieler Bürger, dass in Brüssel und anderswo weniger Aufklärung betrieben wird als politisches „Storytelling“.
Diese Art der Informationsvermittlung – emotionalisiert, unpräzise und nachträglich relativiert – führt dazu, dass sich immer mehr Menschen abwenden und alternative Quellen suchen.
Transparenz statt Theater
Der Vorfall um Ursula von der Leyens Flug nach Bulgarien ist kein Einzelfall, sondern ein Sinnbild dafür, wie stark politische Kommunikation heute von Agenda, Image und Dramaturgie geprägt ist. Dabei wäre Vertrauen so einfach zu bewahren – mit klaren, überprüfbaren Fakten statt spektakulären Erzählungen. Wer Glaubwürdigkeit will, muss Transparenz wagen.
Und wer die Wahrheit verschleiert, darf sich nicht wundern, wenn immer mehr Menschen fragen: „Wie oft werden wir eigentlich noch belogen?“