Dänemark: Klimaschutz auf Kosten der Tiere? Kühe krank oder tot

Dänemark hat Anfang 2025 eine neue Regelung eingeführt, die Milchbetriebe mit mehr als 50 Kühen verpflichtet, Maßnahmen zur Reduktion des Methanausstoßes ihrer Herde zu ergreifen. Dazu zählt unter anderem die Verfütterung des Futterzusatzstoffs Bovaer, der den Wirkstoff 3‑nitrooxypropanol (3‑NOP) enthält und im Pansen der Kühe die Methanproduktion hemmt. Theoretisch kann der Methanausstoß pro Kuh dadurch um bis zu 30 % reduziert werden.

Die Maßnahme ist Teil der dänischen Klimastrategie, die Emissionen in der Landwirtschaft deutlich senken soll. Allerdings zeigt sich in der Praxis bereits ein kritisches Bild: Zahlreiche Landwirte berichten von gesundheitlichen Problemen bei ihren Kühen nach der Bovaer-Fütterung, darunter Fieber, Magenschmerzen, Aufblähung des Pansens und sogar Todesfälle. In einem dokumentierten Fall begann ein Landwirt Anfang Oktober 2025 mit Bovaer, drei Kühe entwickelten hohes Fieber, zwei hatten Rumenprobleme, und eine Kuh starb. Pro betroffener Kuh entstand ihm ein finanzieller Schaden von etwa 10 000 Dänischen Kronen (≈1.300 €), wobei dies ein Einzelfall ist.

Hier ein weiterer Bericht:

Quelle: Kent Nielsen Denmark, People Journalist

Ungeklärte Risiken

Wissenschaftlich ist die langfristige Sicherheit von Bovaer noch nicht abschließend belegt. Zwar wurde der Zusatzstoff 2022 in der EU zugelassen, und Studien des Herstellers DSM‑Firmenich sowie Feldversuche zeigten keine eindeutigen negativen Auswirkungen auf Milchqualität oder Tiergesundheit. Doch offizielle dänische Berichte räumen ein, dass ausreichende Daten zu Nebenwirkungen auf Tiergesundheit und Umwelt fehlen. Erste Beobachtungen in der Praxis – verringerte Futteraufnahme, Fieber oder Todesfälle – werfen Fragen auf, die nun unter anderem von der Aarhus University untersucht werden.

Darüber hinaus gibt es Hinweise auf mögliche Risiken für Fortpflanzungsorgane und Herzgesundheit aus Studien in Großbritannien, die bislang nicht abschließend verifiziert wurden. Kritiker befürchten, dass die verpflichtende Nutzung von Bovaer unter realen Bedingungen gesundheitliche Schäden verursachen könnte, die in kontrollierten Studien nicht aufgetreten sind.

Kritik aus der Landwirtschaft

Einige Landwirte äußern deutliches Unverständnis gegenüber der Pflichtmaßnahme. Am 13. Januar 2025 kam es zu einer Traktor-Demonstration, bei der Bauern gegen die vorgeschriebene Nutzung von Methan‑inhibierenden Zusatzstoffen protestierten. Sie argumentieren, dass die Maßnahme sowohl wirtschaftlich belastend als auch potenziell gefährlich für das Tierwohl sei.


Die dänische Verordnung zur Methanreduktion bei Milchkühen illustriert eindrücklich das Spannungsfeld zwischen Klimaschutz und Tierwohl. Der Einsatz von Bovaer könnte zwar den Methanausstoß deutlich senken, zugleich zeigen erste Praxisberichte über kranke und sogar verendete Kühe, dass die Risiken für die Tiere real sind. Wissenschaftliche Studien bestätigen, dass der Zusatzstoff bei korrektem Einsatz für die Milchproduktion unbedenklich ist, doch die langfristigen Folgen für die Tiergesundheit unter Alltagsbedingungen bleiben unklar. Ob und wie sich wiederholte Gabe von Bovaer über Jahre auf das Wohlbefinden der Kühe, ihre Fortpflanzung und potenziell auf Milch und Fleisch auswirkt, ist bislang nicht abschließend erforscht. Landwirte melden erste negative Erfahrungen, wirtschaftliche Schäden und Sorgen um ihre Tiere. Die Maßnahme zeigt damit: Klimaziele lassen sich nicht ohne Risiken für Tierwohl und praktische Umsetzung durchsetzen – die Politik steht in der Pflicht, wissenschaftliche Überwachung, Transparenz und Anpassungen sicherzustellen — selbst nachdem der Einsatz schon begonnen wurde.

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