Frauen blieben unter Trümmern zurück: Taliban-Regeln erschwerten Rettung nach Erdbeben

Symbolbild

Kunar (Afghanistan)/Wien. Nach dem verheerenden Erdbeben im Osten Afghanistans vor wenigen Tagen, bei dem hunderte Menschen ums Leben kamen und tausende verletzt wurden, zeigte sich nicht nur das ganze Ausmaß der Zerstörung – sondern auch, wie religiöse Vorschriften der Taliban die Rettungsarbeiten massiv behinderten.

Frauen blieben unter Trümmern zurück

Augenzeugen berichteten, dass Helfer in den ersten Stunden nach dem Beben häufig zögerten, verletzte Frauen zu bergen. Grund dafür war das von den Taliban durchgesetzte Verbot von Hautkontakt zwischen Männern und Frauen, die nicht durch Ehe oder Blutsverwandtschaft verbunden sind.

Infolge dieser Scharia-Auslegung wurden Männer und Kinder zuerst gerettet, während Frauen teilweise stundenlang in den Trümmern liegen blieben. Manche Verletzte wurden gar nicht geborgen. In einzelnen Fällen zogen Helfer tote Frauen lediglich an der Kleidung aus den Trümmern, um direkten Körperkontakt zu vermeiden.

Scharia als Hindernis im Katastropheneinsatz

Die Regeln, die bereits seit Jahren das öffentliche Leben in Afghanistan bestimmen, entfalteten im Katastrophenfall besonders drastische Wirkung. Da kaum weibliches Rettungspersonal im Einsatz war – in der Region liegt der Anteil weiblicher Fachkräfte bei etwa zehn Prozent – blieb vielen Frauen medizinische Hilfe verwehrt.

Internationale Hilfsorganisationen kritisierten bereits am Montag, dass religiöse Vorschriften im Erdbebengebiet Menschenleben kosteten. UN Women sprach von einer „Gender-Apartheid in Katastrophensituationen“, die Frauen systematisch benachteilige.

Proteste und internationale Kritik

Internationale Organisationen forderten die Taliban immer wieder auf, ihre Einschränkungen für weibliches Hilfspersonal aufzuheben. Doch die Machthaber in Kabul blieben stumm. Afghanische Frauenrechtlerinnen im Exil bezeichneten das Geschehen als „doppeltes Erdbeben“: Zerstörung durch die Natur – und zusätzliche Opfer durch die Scharia-Regeln der Taliban.

Kontext: Ein Muster der Unterdrückung

Seit der Rückkehr der Taliban an die Macht 2021 wurden Frauenrechte in Afghanistan systematisch eingeschränkt:

  • Universitäten und höhere Schulen sind für Mädchen geschlossen.

  • Frauen dürfen in den meisten NGOs nicht mehr arbeiten.

  • Öffentliche Auftritte sind streng reglementiert, Verschleierung ist Pflicht.

Das Erdbeben hat noch einmal sichtbar gemacht, wie diese Politik in einer Notsituation zur direkten Gefahr für Leib und Leben wird.

Österreichs humanitäre Hilfe – indirekt an die Taliban

Trotz der politischen Isolation der Taliban-Regierung leistet Österreich weiterhin humanitäre Hilfe für Afghanistan:

  • 7 Millionen Euro wurden über das Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) bereitgestellt. Davon gingen 4 Millionen an den UNHCR, 1 Million an das Internationale Rote Kreuz und 2 Millionen an österreichische Hilfsorganisationen vor Ort. TOLOnews

  • 5 Millionen Euro wurden an internationale Organisationen wie den UNHCR und das Rote Kreuz gespendet, mit dem Ziel, Frauen und Mädchen zu unterstützen und Migration nach Europa zu verhindern.

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