Millionenspende? Boris Johnson und der Krieg

Im April 2022, kurz nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine, fanden in der Türkei Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine statt. Die Gespräche wurden von Ankara moderiert. Berichten zufolge hatten beide Seiten bereits über bestimmte Kompromisspunkte diskutiert.

Positive Ergebnisse der Gespräche:

  • Humanitäre Korridore: Zehn Korridore wurden eingerichtet, um die Evakuierung von Zivilisten aus umkämpften Gebieten zu ermöglichen (Cambridge Peace Project, 2022).

  • Reduzierung militärischer Aktivitäten: Russland kündigte eine deutliche Reduzierung seiner Operationen an der Nordfront an.

  • Bereitschaft zu Zugeständnissen: Die Ukraine zeigte Bereitschaft, bestimmte russische Forderungen zu berücksichtigen, etwa die Aufgabe eines NATO-Beitritts und die Anerkennung der russischen Sprache als zweite Amtssprache.

Trotz dieser Fortschritte scheiterten die Verhandlungen letztlich an unüberbrückbaren Differenzen, insbesondere in Bezug auf territoriale Integrität und Sicherheitsgarantien.

Boris Johnsons Einfluss

Kurz nach der Rückkehr der ukrainischen Delegation aus der Türkei reiste der damalige britische Premierminister Boris Johnson überraschend nach Kiew. Berichten zufolge betonte er zwei zentrale Punkte:

  1. Keine Verhandlungen mit Russland: Russland sei als Aggressor und Kriegsverbrecher zu betrachten, und Zugeständnisse dürften nicht gemacht werden.

  2. Westliche Position: Die Ukraine könne keine von Russland geforderten Sicherheitsgarantien erwarten (Declassified UK, 2023).

Diese Aussagen könnten eine Rolle bei der ukrainischen Entscheidungsfindung gespielt haben, die genauen Auswirkungen bleiben jedoch unklar. Präsident Selenskyj erklärte später, dass die Verhandlungen aufgrund unakzeptabler russischer Forderungen gescheitert seien (The Guardian, 2025).

Wirtschaftliche Interessen: Rüstungsindustrie und private Investoren

  • Christopher Harborne: Ein britischer Unternehmer und Großspender von Boris Johnson. Laut Guardian überwies Harborne 1 Million Pfund auf Johnsons private Firmenkonten (The Guardian, 2025). Harborne ist Hauptaktionär von Rüstungsunternehmen wie QinetiQ, die Drohnen und Bombenentschärfungsroboter in die Ukraine liefern (INSEAD, 2024). Es gibt zwar keinen Beweis dafür, dass die Spende direkt mit militärischen Aufträgen verbunden war, dennoch besteht eine wirtschaftliche Verknüpfung zwischen seinen Beteiligungen und der Nachfrage nach militärischer Ausrüstung.

  • Rüstungsunternehmen: Unternehmen wie Lockheed Martin, Boeing, General Dynamics oder Raytheon profitieren wirtschaftlich von der erhöhten Nachfrage nach militärischer Ausrüstung (Forbes, 2023).

  • Großinvestoren: Institutionen wie BlackRock, Vanguard oder State Street halten bedeutende Investments in der Ukraine, insbesondere im Agrarsektor (TLIO.org.uk, 2023), was ökonomische Interessen in der Region impliziert.

Mögliche Interessenkonstellationen

Die Verbindung von Johnsons Einfluss auf die ukrainische Politik, der engen Beziehung zu Harborne und dessen finanziellen Engagements wirft Fragen zu Interessenkonflikten auf:

  • Politische Entscheidungen, die eine Fortsetzung des Krieges begünstigen, könnten indirekt wirtschaftliche Vorteile für private Akteure schaffen.

  • Während keine Beweise für bewusste Kriegsverlängerung vorliegen, zeigt diese Konstellation, wie Politik, Wirtschaft und private Interessen sich überschneiden können.

Die Friedensverhandlungen in der Türkei im April 2022 zeigten, dass ein Kompromiss zwischen Russland und der Ukraine möglich gewesen wäre. Die westliche Einflussnahme, insbesondere durch Boris Johnson, sowie die wirtschaftlichen Interessen von Rüstungsunternehmen und Großinvestoren könnten die Dynamik des Konflikts beeinflusst haben.

Diese Verflechtungen verdeutlichen die komplexe Schnittstelle zwischen geopolitischer Strategie, persönlicher Politik und wirtschaftlichen Interessen – und unterstreichen die Notwendigkeit von Transparenz und Kontrolle, um Interessenkonflikte in Zeiten globaler Konflikte zu minimieren.

 

Quellen:

  1. The Guardian – The £1m man: why did Boris Johnson take his donor to Ukraine

  2. Declassified UK – Let’s just fight: How Britain prefers war over peace in Ukraine

  3. ISS Forum – Did Boris Johnson prevent an early end to the war?

  4. TLIO.org.uk – War and the Theft: The hostile takeover of Ukraine's agricultural land

  5. Wikipedia – Peace negotiations in the Russo-Ukrainian war

  6. INSEAD – Christopher Harborne support

  7. Forbes – Military industry

  8. The Guardian – Zelenskyy rejects claim Boris Johnson talked him out of 2022 peace deal

 

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