Aus „Kinderspielplatz“ wird „Aktionsfläche“ – Kölns Kampf gegen den gesunden Menschenverstand

Wenn Sprachpolitik zur Lachnummer wird: Die Domstadt ersetzt Spielplatz-Schilder durch „Spiel- und Aktionsflächen“. Der satirische Aufschrei folgt auf dem Fuß.

In Köln werden Spielplätze bald nicht mehr so heißen – zumindest nicht offiziell. Die Stadtverwaltung hat beschlossen, den Begriff „Kinderspielplatz“ von allen Schildern zu verbannen. Ab Herbst sollen stattdessen neutrale Bezeichnungen wie „Spiel- und Aktionsfläche“ verwendet werden. Die Begründung: Man wolle „Kinder, Jugendliche und Familien gleichermaßen aktiv mit einbeziehen“.

Was nach einem kuriosen Einzelfall klingt, ist in Wirklichkeit Teil einer immer häufiger zu beobachtenden sprachpolitischen Neuausrichtung in öffentlichen Institutionen. Begriffe mit klarer Zielgruppe werden durch wolkige Allgemeinformulierungen ersetzt – aus Rücksicht auf mögliche Befindlichkeiten.

Eine Schaukel für alle?

Dass Spielplätze seit jeher primär für Kinder gedacht sind, scheint in Köln nicht mehr zeitgemäß. Der neue Begriff soll signalisieren, dass auch Jugendliche oder Erwachsene willkommen sind – obwohl dies rechtlich längst möglich war. Ein klassischer Fall von gut gemeint, aber kaum notwendig? Oder ein weiteres Beispiel für politische Symbolhandlungen ohne praktischen Nutzen?

Der neue Begriff wirkt jedenfalls bürokratisch und abstrakt. Wo früher ein Kinderspielplatz zum Toben einlud, findet man künftig eine „Spiel- und Aktionsfläche“. Ob das wirklich mehr Menschen zum Mitspielen bewegt, darf bezweifelt werden.

Satirische Breitseite von Guido Cantz

Für Komiker Guido Cantz, gebürtiger Kölner, ist die Sache klar: „Herzlichen Glückwunsch, jetzt ist Köln auch offiziell die Hauptstadt der Bekloppten“, sagte er gegenüber Medien. Der 53-Jährige trifft damit einen Nerv – auch in den sozialen Netzwerken wird die Maßnahme mit Unverständnis, Spott und Stirnrunzeln quittiert.

Der Ärger richtet sich dabei weniger gegen die Idee, mehr Menschen auf Spielplätzen willkommen zu heißen, als gegen die absurde Vorstellung, dass sich gesellschaftliche Teilhabe durch neue Beschriftungen an Zäunen verwirklichen ließe.

Ein Ort der Kindheit – verwaltet, korrigiert, umbenannt

Spielplätze sind emotionale Orte – für Kinder, Eltern und Großeltern. Sie stehen für unbeschwerte Stunden, für Bewegung, Gemeinschaft und Fantasie. Dass sie nun einer sprachlichen Generalüberholung unterzogen werden, wirkt für viele wie ein Stück Kindheit, das unnötig in Bürokratie ertränkt wird.

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